Mittwoch, 28. Mai 2014

Die Geschichte des Geräteträgerbaus bei Eicher

Eicher G13 "Muli" Foto: Wikipedia
Als Eicher mit der Entwicklung von Geräteträgern beginnt, hat sich das Unternehmen bereits auf dem Schleppermarkt etabliert und die unverkennbaren, blaugrauen Traktoren genießen einen hervorragenden Ruf. Die Firmeninhaber, Josef und Albert Eicher gelten als findig und innovativ, also ist es wenig verwunderlich, dass das bayerische Unternehmen auch in die Produktion von Geräteträgern einsteigen will.

Bereits in den 30er Jahren entwickelt der Erfurter Ingenieur Egon Scheuch das Konzept eines ersten Geräteträgers. Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg wird eine Umsetzung jedoch vorerst verhindert.
Nach dem Krieg greifen einige namhafte Schlepperhersteller die Idee des Geräteträgers wieder auf. Auch Eicher will dabei natürlich nicht aussen vor bleiben und beginnt 1952 mit der Entwicklung eines entsprechenden Modells, das man ein Jahr später als G16 "Kombi" auf der DLG der Öffentlichkeit präsentiert. Während Fendt auf ein Einholm-System setzt, entscheidet sich Eicher für ein Zweiholm-System, was ihnen prompt Ärger mit dem Konkurrenten Lanz einhandelt, der Patente ihres Geräteträgers "Alldog" verletzt sieht, der ebenfalls zweiholmig konstruiert ist. Der G16 wird deshalb nur ganze 19 mal produziert.  Nachdem sich die beiden Parteien endlich geeinigt haben, kann 1955 endlich die Serienfertigung des G19 "Kombi" beginnen.

Eicher G19 "Kombi" (Foto: D.K.)



Da die anderen Anbieter ihre Fahrzeuge bereits auf dem Markt hatten, konnte Eicher wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Die Konkurrenz hatte offensichtlich nicht richtig eingeschätzt, welche Anforderungen der Kunde in der Praxis wirklich an einen Geräteträger stellte, die ersten Modelle waren zu schwach motorisiert, so dass ihnen im harten Arbeitseinsatz zu schnell die Puste ausging. Folgerichtig war der G19 bei seinem Erscheinen der stärkste Geräteträger am Markt.

Obwohl die Eicher-Geräteträger zweifellos in jeder Phase konkurrenzfähig waren, gelang es auch langfristig nicht, dem Marktführer Fendt seine Position auch nur annähernd  streitig zu machen. Zum Einen lag der Preis eines Geräteträgers rund 20% über dem eines Standardschleppers, dazu kamen noch die passenden Anbaugeräte. Ein Landwirt überlegte sich also zweimal, ob er sein Geld für ein solches System ausgab. Zum Anderen lag das aber sicherlich auch daran, dass Eicher seine Geräteträger-Sparte nicht konsequent genug pflegte. Die passenden Zusatzgeräte beispielsweise, also das Eicher-Kombi-System, war dem Fendt-System in Anbau, Handhabung und Komfort unterlegen. Da der Hubarm für das Kombi-System relativ weit hinten lag, waren konstruktionsbedingt Zusatzrahmen und Umlenkrollen und -Ketten notwendig, der Erstanbau musste mühsam angepasst werden. Mit Einführung des Eicher-Unisuper-System wurde dieser Mangel zwar behoben, aber da lag die Eicher-Geräteträger-Sparte schon im Sterben.

Eicher hat auch stets sein Hauptaugenmerk auf die Produktion von Standardschlepper gelegt. Obwohl die Geräteträger eine eigene Produktionsstätte in Dingolfing und einen eigene Vertriebsgesellschaft hatten, hatten sie im Gesamtfirmenkonzept, im Gegensatz bspw. zu den Schmalspurschleppern, nur eine Nebenrolle. Als Eicher dann gegen Ende der 1960er in massive wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, fiel die Geräteträgerproduktion dem notwendigen Sparzwang als erstes zum Opfer.


Folgende Modelle wurden gebaut:


  • Kombi G 16 (1953-1955)
  • Kombi G 19 (1955-1959)
  • Kombi G 22 (1957-1959)
  • Muli G 13 (1956-1958)
  • Kombi G 160 (1958-1960)
  • Kombi G 200 (1959-1962)
  • Kombi G 280 (1960-1964)
  • Kombi G 220 (1962-1964)
  • Kombi G 25 (1964-1966)
  • Kombi G 30 (1964-1966)
  • Kombi G 40 (1964-1966)
  • Unisuper G 250 (1966-1968)
  • Unisuper G 300 (1966-1968)
  • Unisuper G 400 (1966-1968)

Bis 1970 wurden noch Kleinlose gebaut.

Quellen:

"Eicher Traktoren und Landmaschinen" von Walter Sack
"Alle Traktoren von Eicher. Typen und Daten" von Karel Vermoesen und Michael Bruse
"Eicher: Das Typenbuch" von Albert Mössmer
Fahrzeugseiten.de/Peter Kautz
Wikipedia

(DK)





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